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Eine etwas ironische (Selbst-)Betrachtung über verschiedene Lebensrealitäten (im Mai 2022)
Leserbrief F.A.Z. (2014)
Wir Deutsche, unsere Russen und die widerspenstigen Ukrainer
(Vorsicht! Der folgende Text kann Spuren von Ironie enthalten!)
Die Ukraine macht uns das Leben wirklich schwer! Wie schön rund lief doch alles die letzten Jahre mit unseren Russen, die uns immer zuverlässig (und günstig!) mit Energie und Rohstoffen versorgten. Daheim konnte man es sich immer schön kuschelig machen – Heizung auf im ganzen Haus und fertig. Die Autos rollten mit günstigem Sprit nach Belieben – ohne Limit. Lebensmitteleinkäufe kalkulieren oder gar rationieren, Haushaltsbuch führen? Das war doch die Zeit unserer Großeltern – Nachkriegszeit. Der Kurztrip am Wochenende nach Barcelona? Ein bisschen Luxus dürfen wir uns aber wirklich gönnen, müssen sich Andere halt auch wie wir mit harter Arbeit verdienen.
Stattdessen bekriegen die sich. Manche hatten ja früher auch mal Probleme mit Russen – irgendwo da im Osten … Tschetschenien, Georgien und so. Naja, mit einem Tschetschenen möchte man aber auch wirklich nichts zu tun haben!? Aber jetzt auch die Ukraine? Die kann man doch eigentlich gar nicht von Russen unterscheiden? Deshalb malen die einen ja ein „Z“ auf ihre Panzer, um zu wissen, wer die anderen (mit den gleichen Panzern) sind!
Ruhig war es bei uns, bequem und das Leben war billig. Aber jetzt!? Ok, etwas überspannt hat Putin den Bogen nun schon, klar. Auf einmal kracht es gleich hinter der polnischen Grenze! Das ist wirklich unerhört! Aber jetzt muss doch auch mal wieder gut sein – das müssen doch auch die Ukrainer wollen! In der Ostukraine sind doch eh fast alle Russen – und dort ist doch sowieso alles kaputt. Da muss man sich doch irgendwie verständigen können, es heißt doch: „Der Klügere gibt nach.“
Apropos klüger: diese Sichtweise haben insbesondere ja offensichtlich viele der klügeren Deutschen („Intellektuelle“ - man möchte ja niemand abwerten). Gewalt ist aus unserem Leben als etwas Obszönes und Verbotenes ja schon lange verbannt – im Haus, in der Schule, in der Kirche, eigentlich fast überall. So verbannt, dass wir in solchen Kategorien nicht mal mehr theoretisch denken, geschweige denn handeln können.
Für die Russen ist so was einfach schwach und verweichlicht. Das Leben dort ist halt etwas rauher, aber es gibt doch auch diese großartige russische Kultur – diese Musik, diese Tänzer. Im Grunde doch ein großartiges Volk – auf jeden Fall ein großes Volk mit einem riesigen Land, überall Reichtümer in der Erde und die größten Waffen zu Wasser und zu Lande. Also, Russland kann man sich doch nicht zum Feind machen – mit Angst hat das doch nichts zu tun!
Das meinten doch auch erst kürzlich viele klugen Köpfe (Intellektuelle) in Deutschland – und wenn die es schon sagen, was sollen sich denn die kleinen Lichter im Lande noch groß Gedanken machen!? Das musste doch unserem Bundeskanzler, diesem Draufgänger, mal schriftlich mitgeteilt werden – schwere Waffen und so! Das kann gefährlich werden – gerade jetzt, wo doch der nächste Urlaub, auf den wir uns in all den Coronajahren so freuen, schon gebucht ist! Und jetzt das mit den Benzinpreisen. Und jeden Tag diese Bilder im Fernsehen! Das ist doch einfach zu grausam, denkt denn niemand an unsere Kinder? Die wachsen doch völlig verstört auf. Erst Corona, und jetzt die Ukrainer! Butscha, Irpin oder Mariupol muss man doch nicht kennen – da wollten wir doch auch vor dem Krieg noch niemals hinfahren. Es gibt doch noch Anderes Wichtiges im Leben, man muss sich doch auch mal wieder ein bisschen um sich selber kümmern dürfen! Dieser ukrainische Botschafter will uns doch in Geiselhaft nehmen – nach dem Motto mitgefangen, mitgehangen!
Was sagt denn der russische Botschafter? Butscha ist eine Inszenierung der Ukrainer? Schließlich ist deren Präsident doch Schauspieler? Naja, bringt doch nichts, sich darüber aufzuregen - die Russen sind halt in einer schwierigen Position, so ganz allein auf der Welt! Mit den Chinesen kennt sich ja keiner aus – nicht mal Putin! Man darf aber doch nicht Alles nur schwarz-weiß malen, man muß doch differenzieren. Es gibt eben unterschiedliche Interessen.
Und immer diese Vergleiche Putin / Hitler – kann man nicht mehr hören! Die Russen sagen ja selber, dass sie eine harte Hand im Land brauchen.
Die Begründungen zur Annexion und zum militärischen „Eingreifen“ waren wohl etwas ähnlich wie damals im Sudetenland und dann in Polen. Und wie Hitler mit seinen V-Wunderwaffen droht Putin immer wieder gern mit seinen völlig neuartigen Hyperschall- und Laserwaffen.
Aber Hitler war ein Irrer, der mitten in Europa alle Seiten um sich herum angegriffen hat – mehr oder weniger gleichzeitig. Das würde Putin niemals einfallen! Der Mann kalkuliert ganz genau – mit der Schwäche der Anderen. Schwache müssen sich dem Macho Putin eben unterordnen – oder weichen. Geht der Ami raus, geht Putin rein. Mehr hat Putin nie gemacht! Ja, vielleicht mal ein bisschen nachgeholfen mit Unruhe stiften und Nachbarn gegeneinander aufwiegeln, um dann „helfen“ zu können. Ist halt ein Taktiker. Und hat auch immer funktioniert – um Russland herum genauso wie in Syrien oder in Afrika.
Wenn der Ami aber Stopp gesagt hat, hat Putin sich die Finger nicht verbrannt. Also, Putin ist überhaupt nicht mit Hitler zu vergleichen! Solange er Präsident von diesem riesigen Russland ist, ist er doch der reichste Mann der Welt. Und diesen Reichtum genießt der doch ab und an mal ganz gerne – auf seiner Yacht, in seinem Schlößchen und eben besonders gern am Schwarzen Meer. Der ist doch kein Vegetarier und auch sonst überhaupt kein Kostverächter.
Vor dem alten Biden hat Putin schon Respekt, das merkt man. Veteranen haben in Russland eben ein hohes Ansehen. Aber wir Deutsche können uns so was doch nicht leisten! Wir haben ja gar keine Veteranen in der Regierung. Müssen halt wohl oder übel mit diesem Nachbarn leben. Deswegen, es muss doch jetzt irgendwie und vor allem bald möglich sein, dass die da im Osten wieder Ruhe geben! Sind wir denn die einzigen Vernünftigen?
Sonst wird das mit dem Urlaub dieses Jahr auch wieder nichts - mit dem Wohnmobil einmal nach Schweden und Finnland. Naja, oder doch lieber auf die iberische Halbinsel? Sicher ist sicher. Spanien hat ja keine Grenze und kein Problem mit Russland – noch nicht.
Robert Stein, Wiesenttal im Mai 2022
Wiesenttal*Newcomer
by Stein & friends / Wiesenttal
Robert Stein (Freitag, 20 Mai 2022 11:16)
als Intitiator und Betreiber dieser -lokalen- Webseite in Zusammenhang mit den menschlichen Tragödien von geflüchteten Menschen in unserer Gemeinde -wie insbesondere derzeit unsere Nachbar*innen aus der Ukraine- hier ein persönlicher Beitrag mit -natürlich subjektiven- Meinungen, die gerne diskutiert werden können. Robert in Wiesenttal im Mai 2022